A p r i l b i e n e n
                    - ein Erkenntnisprozeß



Auf dem Balkon
sechs Bienen oder sieben -
Über lang abgestellter Kübelerde
und hinter eine große
hochgekippte Tonschale
summen sie ein und hinaus
den ganzen April hindurch

Ich wartete und zählte und bangte etwas

Dann kehrten die Mauersegler zurück

               *

Im Jahr darauf
um die gleiche Zeit
- aber weniger Bienen

Nie habe ich die Tonschale
bewegt

               *

Im diesjährigen April zeitig
die Straßenplatanen erblühten weiß und rot
allmählich vier treue Bienen auch mehr
auffällig schwärzlich und rund
und tieforangefarben
die transportierten Päckchen

Helicopternd lockern sie
dicht über ihr drehend
staubtrockene Erde auf

Nun fahren sie in Gänge ein
wie von Bleistiften angelegt
Mit ihrem Leib rücklings
die Hinterbeine mächtig spreizend
furchen sie auswärts
Orangefarben lohten
die jetzt abgestreiften Gamaschen

Bei windig trübem Wetter
bleiben die Bienen länger unsichtbar
Dann vermute ich sie geschützt

Denn ihr helles Brummkreiseln
in der Frühe hatte mich
wachwerdend noch begleitet

               *

Im Mai die Kälte kam
Erdkrumen und Schale
schienen unter sich

und die Zugänge
verschlossen ganz spurenlos

In der Luft Spannung
die schwrillenden Kehlen
jener Mauersegler

Wie erbrüten sie die Jungen


Der ursprünglichen Idee, den gesamten Inhalt in drei, vier haiku-artigen Versuchen auszudrücken, hatte ich bald nicht konsequent folgen können. Die vordergründige Überlegung um möglichst genaue Schilderung des rein Biologischen stand bald im Wege, unabdingbar wie mir der Verständlichkeit halber schien. Im freien Ausdruck, der Wortwahl stieß ich übrigens auch hier an die alten Grenzen: Wolken ziehen eben und Bienen summen, da gibt es wohl - außer Frust - nichts drüber.

K r e u z  u n d  L e b e n Zum Verzeichnis G o t t  i s t  d a s